VON UNTEN NACH OBEN, Haus B&R im CUBE Magazin

Ein Wohnhaus voller überraschender Inszenierungen

Der wunderschönen Aussicht wegen solle das neue Wohnhaus möglichst weit oben auf dem Grundstück liegen, es solle der Hanglage angepasst und in der äußeren Erscheinung zurückhaltend und zeitlos wirken, innen hingegen sei die ein oder andere funktionale und gestalterische Finesse gewünscht – was anfangs eine Vision der Bauherren war, wurde vom Architekturbüro junger_beer architektur (mit Sitz in Wien und Bregenz) optimal verwirklicht. Von der Straße aus ist von dem Wohnhaus wenig zu sehen, man steht zunächst vor einer drei Meter hohen Sichtbetonmauer mit Garagentor sowie einer zusätzlichen Eingangstür. Ob man sich so abschotten und dennoch gut Familie, Freunde und Bekannte empfangen kann? Man kann.

Denn hinter Tor und Tür geht es erst richtig los – Raum- und Seherlebnisse inklusive. Der Zutritt auf das Grundstück erfolgt in der Tat direkt in den Berg hinein: Doch statt eines dunklen, langen Gangs leitet ein kurzer Weg Bewohner und Besucher zum Eingangsbereich, der sich – völlig unerwartet – als eingebetteter, begrünter Innenhof unter freiem Himmel präsentiert. Hinter der großen, gläsernen Fassade befindet sich ein Wellnessbereich, der samt Innenhof zu einem kleinen Naherholungsort werden kann, ohne Einblicke der Nachbarn. Daneben liegt der eigentliche Hauseingang, der bewusst nur zu einem kleinen Empfang mit Garderobe führt. Der Beginn einer offenen Stiege, über die noch mehr Tageslicht in das Untergeschoss dringt, lässt erneut Überraschungen vermuten. „Wir haben uns für eine halbrunde Stiege entschieden, weil wir einen abrupten Richtungswechsel vermeiden wollten. Bewohner und Besucher sollen sanft ins Wohngeschoss geführt werden.

Oben angekommen können sie dann als erstes den wunderbaren Ausblick genießen“, erläutert Architekt Stefan Beer. Auf dieser mittleren Ebene befindet sich der Ess-, Koch- und Wohnbereich, der sich an warmen Tagen mit der angrenzenden Terrasse und dem Swimmingpool übergangslos erweitern lässt. Eine weitere halbrunde Stiege führt ins oberste Geschoss, das ganz den privaten Räumen der Eltern und Kindern gewidmet ist und ebenso mit ungehinderten Ausblicken über die Landschaft verlockt. Das Farbkonzept sowie die Inneneinrichtung und Schreinerarbeiten haben die Architekten gemeinsam mit dem Innenarchitekten Alexander Krittl aus Wien geplant und realisiert. „Unser Ziel was es, die Innenräume in Farbe und Material harmonisch miteinander zu verbinden und gleichzeitig prägnante Akzente zu setzen, die dem Gesamtkonzept eine abwechslungsreiche und eindrucksvolle Wirkung geben“, berichtet Architekt Martin Junger.

Man entdeckt in dem Haus Materialien wie Eichenholz, Feinsteinzeug und Travertin, verbunden mit warmen, erdfarbenen Farbtönen für Wände und Möbelstücke. Am auffälligsten ist aber natürlich der Stiegenraum: Die rot gestrichenen Wände verleihen der Umgebung die passende Aufmerksamkeit und unterstreichen noch einmal mehr die Idee der halbrunden Stiege – ein künstlerisches Element, das zum besonderen Ambiente des gesamten Hauses beiträgt und die funktional unterschiedlichen Ebenen wirkungsvoll verbindet.

planung: junger_beer architektur wien
fotos: junger_beer architektur wien
text: elena berkenkemper

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