Haus am Hang – Eine behutsame Transformation

Frontansicht des ehemaligen Jagdhauses

Im Süden Wiens, in Wien-Liesing, liegt ein historisches Jagdhaus, dessen räumliche Anlage bis heute den Charakter des Ensembles bestimmt. Die Aufgabe bestand nicht darin, das Gebäude neu zu erfinden, sondern seine Qualitäten freizulegen, zu stärken und in eine zeitgemäße Architektursprache zu übersetzen. Der Bestand wurde nicht als Einschränkung, sondern als Ausgangspunkt behandelt – als Struktur, die weitergebaut werden wollte.

Hell gestaltetes Esszimmer mit ovalem Esstisch. Dahinter befindet sich die Küche, welche durch ihre lila Farbe deutlich hervorsticht.

Erschließung & Entrée

Das Entrée bildet den neuen Dreh- und Angelpunkt des Hauses. Der Raum ist offen, lichtdurchflutet und bietet Durchblicke in alle Himmelsrichtungen. Sichtlinien führen in den Garten, zum Pool, zur Wohnlandschaft, in die Küche und in die privaten Rückzugsbereiche.
Die zentrale Treppe liegt als ruhiger Kern an der gläsernen Nordostseite des Hauses. Über alle drei Ebenen hinweg begleitet sie Tageslicht, Schatten und das wechselnde Grün des Hangs. Die großformatigen Fenster inszenieren den Außenraum als vertikale Landschaft, die sich mit jedem Schritt verändert. Raumhohe Pivot-türen ermöglichen das präzise Ein- und Ausblenden des Treppenraums. Im Sommer entsteht so ein kontrollierter Luftstrom, der die oberen Geschosse natürlich kühlt. Zusätzlich erlauben maßgefertigte Schiebetüren, das Entrée und die Küche flexibel zu zonieren – Offenheit, wo sie gewünscht ist, Intimität, wo sie gebraucht wird.

Abgerundeter Durchgang zur Küche. Die Schiebetüre ist halb geöffnet sodass man die Küche sehen kann.

Wohnen

Das Wohnensemble ist großzügig organisiert und wirkt dennoch geborgen. Der durchgehende Sternparkett verbindet die beiden Wohnflügel, während französische Kastenfenster die Bel Étage betonen und auf den umlaufenden Balkon führen.
Im Mittelpunkt liegt der offen geführte Kamin, gefasst in dunkelgrünem Marmor – ein verbindendes Element, das beide Seiten des Raums zusammenhält, ohne dominant zu erscheinen.
Große Glasflächen öffnen das südwestliche Eck des Hauses zum Pool hin. Hier verschränken sich Innen- und Außenwelt: Das Wasser reflektiert Licht in den Wohnraum, während die Terrasse Teil der alltäglichen Wohnflusses wird. Die Möbel- und Materialwahl bleibt zurückhaltend, um die räumliche Weite und das feine Lichtspiel nicht zu überlagern.

Moderne Küche mit lila Schrankfronten, dunkler Marmor-Arbeitsfläche, viel Stauraum und einer kleinen Bar-Sitzgelegenheit.

Küche

Die Küche nimmt eine besondere Rolle ein: Sie ist funktional, aber klar ins elegante Gesamtbild integriert. Fliederfarbene Fronten, dunkler Stein und horizontale Linien schaffen Ruhe und Präzision. Die Arbeitsflächen fügen sich als durchgängiges Band entlang der Wand und öffnen sich zum Wohnraum. Der kleine Frühstücksplatz mit abgerundeter Steinplatte bildet einen leichten, schwebenden Gegenpol zum dunklen Marmor. Feine Messingdetails, zurückgesetzte Griffe und flächenbündige Übergänge zeigen die handwerkliche Meisterschaft in jedem Detail. Trotz ihrer Eleganz wirkt die Küche warm, bewohnt und lebendig.

Blick auf den geschlossenen, aber in hellblau gehaltenen Treppenraum. Rechts eine abgerundete Ecke und links eine Wand mit Tapete auf der Pflanzen illustriert sind.

Treppenraum

Die Treppe zählt zu den zentralen architektonischen Akzenten der Villa. Sie liegt als strukturierendes Element entlang der Nordostfassade, begleitet von einer durchgängigen Verglasung. Das Spiel der Stufen erzeugt ein faszinierendes Licht-Schatten-Muster, das sich im Tagesverlauf ständig verändert. Die Konstruktion wirkt leicht, fast abstrahiert, und verleiht dem Haus seinen rhythmischen Puls. Von oben nach unten folgen Ausblicke auf Baumkronen, den Hang, den Pool und schließlich den Garten. So entsteht eine vertikale Abfolge von Landschaftsbildern, die den Weg durchs Haus atmosphärisch leitet.

Blick vom Esszimmer auf einen geöffneten schwarzen Flügel links im Raum. In der Mitte steht ein weiß verkleideter Kamin mit einer kleinen Sitzfläche aus Marmor. Rechts ist die Rückseite einer Couch zu sehen.

Bad und Spa

Die Badezimmer interpretieren den Bestand mit einer leisen Noblesse. Helle Flächen und transluzente Materialien treffen auf markante Steinoberflächen. Die Räume bleiben zurückhaltend – und entwickeln gerade über ihre Texturen eine spürbare Tiefe. Ein freistehendes Glasbecken bildet in einem der Räume einen skulpturalen Akzent. Der mineralische, wolkige Stein schafft einen spannenden Kontrast zur dunklen Wandfarbe. Die Räume sind kompakt, erhalten durch ihre sorgfältige Gestaltung jedoch eine warme und einladende Qualität.

Raum mit dunklen Marmorfliesen, die zur Küche passen, und direktem Blick in den Garten. In der Raummitte steht eine abgerundete Trennwand aus dunklem, rötlichem Holz.

Obergeschoss & Rückzugsräume

Im oberen Geschoss öffnet sich das Gebäude erneut deutlich zum Hang und dessen Grün. Ein diagonal ausgebildetes Fensterband belichtet den Raum und rahmt das Grün von außen. Die Kombination aus hellem Boden, zurückhaltenden Möbelstücken und großzügigen Stauraumelementen schafft eine klare, ruhige Atmosphäre. Diese Räume dienen nicht als repräsentative Gesten, sondern als private Bereiche mit einer Gelassenheit, die sich aus dem Zusammenspiel von Licht, Material und Proportion ergibt.

Eine Frau genießt die Sonne neben dem Pool. Im Hintergrund ist ein grün bepflanzter Hang.

Außenraum & Pool

Der Außenraum lebt von seiner besonderen Hanglage. Der bewachsene Abhang formt ein sanftes, natürliches Gefälle aus Gräsern, Stauden und locker gesetzten Strauchgruppen.
Der Pool sitzt am unteren Ende des Geländes und bildet eine ruhige, fast horizontale Linie vor der dichten Pflanzung. Die Steineinfassung, die Terrassenplateaus und die klare Wasserfläche verbinden sich zu einer kompositorischen Landschaft, die zugleich technisch präzise und atmosphärisch weich wirkt. Der Poolbereich wird damit zu einer Erweiterung des Wohnens – nicht als eigenes Außenmöbel, sondern als Teil des täglichen Raumerlebens. Seine spiegelnde Oberfläche knüpft eine subtile Verbindung zurück zur Architektur und trägt den Himmel bis an die Fassade.

Eine Frau geht neben dem Pool entlang.

Abschließende Betrachtung

Das Projekt zeigt, wie eine behutsame Weiterentwicklung des Bestands neue Qualitäten freilegen kann. Sorgfältige Planung, handwerkliche Präzision und eine klare räumliche Haltung machen das Gebäude heute nicht nur funktional zeitgemäß, sondern eröffnen ihm eine neue Selbstverständlichkeit. Das Haus wirkt, als hätte es immer schon so aussehen wollen – und findet in seiner Transformation zu einer ruhigen, offenen Wohnlandschaft seine heutige Form.

Wenn Sie darüber nachdenken, Ihren Bestand weiterzuentwickeln oder ein neues Wohnprojekt zu realisieren, freuen wir uns über ein Gespräch.

email: office@jungerbeer.at
tel: +43 1 585 23 34

Nahaufnahme der Lichtdurchfluteten Treppen.

Gläsernes, gelblich getöntes Standwaschbecken mit silberner Bodenarmatur. Dahinter steht ein großer ovaler Spiegel an der Wand. Daneben befindet sich eine deckenhohe Handtuchhalterung mit kleiner Ablage.

Nahaufnahme einer kupfernen Badewannenarmatur. Der Schlauch der Handbrause hängt in die Wanne, die außen mit Marmor verkleidet ist.

Helles Badezimmer mit einem kleinen Waschbecken auf der linken Seite und einem Holzverbau mit integrierter Sitzgelegenheit gegenüber. Im Hintergrund eine große Fensterfront.

Blick durch den Treppenraum ins Wohnzimmer, wobei drei unterschiedliche Bodenbeläge der durchlaufenden Räume sichtbar sind.

Nahaufnahme einer Messing-Türklinke. Die weiße Tür schließt bündig, sodass keine hervorstehenden Kanten sichtbar sind.

Komplettaufnahme der Küche mit einer Küchenzeile auf der rechten Seite. Links befinden sich eine schwebend wirkende Bar-Sitzgelegenheit und der Durchgang.

Nahaufnahme der Küchenarmatur, gesehen durch eine halb geöffnete Durchgangsschiebetür.

Abgerundeter Durchgang zur Küche. Die Schiebetüre ist geschlossen.

Eine Frau geht die Treppe hinunter. Vor ihr erstreckt sich eine bodenhohe Fensterfront mit Blick auf den Garten und den Pool.

Blick auf den Pool mit einer weißen Sitzgelegenheit im Hintergrund. Links im Bild ist das Haus zu sehen.

Blick auf ein kleines Waschbecken auf einem schwebenden Unterschrank mit großer Spiegelfront darüber. Im Vordergrund steht eine Tür.

Nahaufnahme eines hölzernen Waschbeckenunterschranks mit einer dünnen Marmorplatte.

Blick durch die Fensterfront im Treppenraum, mit den Treppen im Vordergrund.

Ein Mann geht die Treppen hinunter.

Gepflegter Vorgarten des Hauses mit einem weiteren Gebäude links.

Planung: junger_beer architektur / wien
Fotos: www.mw-architekturfotografie.at

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